Assessment-training.ch arbeitet seit Jahren erfolgreich mit Schauspielerinnen zusammen. Sie fordern unsere Kunden rhetorisch wie auch emotional heraus und machen sie fit für Assessment Center, Bewerbungsgespräche sowie Konfliktsituationen. In der Blogreihe „Schweissperlen“ plaudern sie aus dem Nähkästchen und verraten ihre Erfolgsrezepte gegen Lampenfieber, Nervosität und Anspannung.


#Schweissperle 4: Die Motivationsfalle

In Bewerbungsprozessen ist Motivation das Zünglein an der Waage. Elena Mpintsis, Schauspielerin und Sängerin, gibt in diesem Interview Antworten, wie Motivation auch wirklich beim Empfänger ankommt und was eine authentische Wirkung totschlägt.

Frau Mpintsis, Sie vertreten die Meinung, dass der Ausdruck von Motivation eine Sache guter Vorbereitung ist. Warum?

Weil Motivation fälschlicherweise häufig als „Nebenprodukt“ wahrgenommen wird. Die wenigsten Bewerberinnen und Bewerber fragen sich, wie Motivation beim Gegenüber ankommt. Die Annahme, das Empfinden von Motivation würde reichen, um diese auch überzeugend zu vermitteln, ist ein Trugschluss. Für mich ist eine Auseinandersetzung mit der eigenen Motivation im Vorfeld eines Gespräches elementar, um zu überzeugen – bezogen auf die jeweilige Stelle oder das Unternehmen, bei dem ich mich bewerbe.

Wie genau bereitet man sich darauf vor, authentisch motiviert zu wirken?

Grundvoraussetzung ist natürlich, dass die Motivation vorhanden ist, denn ansonsten wird das Bewerbungsgespräch höchstwahrscheinlich zum Schauspiel ohne Happy End. Der nächste Schritt ist selbstverständlich die Auseinandersetzung mit der Stelle und dem Unternehmen. Ist die Informationssuche abgeschlossen, frage ich mich, was mich ganz konkret motiviert. Warum bewerbe ich mich genau auf diese Stelle? Warum strebe ich genau diesen Karriereschritt an? Warum sende ich genau diesem Unternehmen eine Initiativbewerbung?

Ich empfehle, sich von der Haltung „Ich finde das Unternehmen einfach gut“ zu distanzieren. Motivation ist kein Generalfaktor, es gibt nicht „die eine Motivation“, sondern zahlreiche Facetten. Und damit muss sich meiner Meinung nach jeder Bewerber und jede Bewerberin auseinandersetzen, vorausgesetzt er oder sie will glaubhaft wirken.

Folgende Fragen helfen bei der Vorbereitung:

  • Welche Aufgaben übernehme ich aufgrund persönlicher Neigungen oder erlernter Kompetenzen besonders gerne?
  • Was konkret gab mir „den Kick“, mich zu bewerben?
  • Zu welchen Themen und Aufgaben habe ich besonderen Zugang und warum?
  • Für was will ich meine Motivation einsetzen? Und welchen Profit generiere ich damit für den neuen Arbeitgeber oder innerhalb einer neuen Position?
  • Welche Aufgaben stellen für mich eine Herausforderung dar? Wie werde ich diese Herausforderung meistern? Welche Eigenschaften helfen mir dabei?


Und dann wird es ernst…

Genau. Irgendwann sitzt die Bewerberin oder der Bewerber im Assessment oder im Interview. Gut vorbereitet zu sein, bedeutet nicht, alle Überlegungen eins zu eins „runterzubeten“, sondern differenzierte Antworten zu geben und mich so von anderen Bewerberinnen und Bewerbern abheben zu können. Deshalb bitte keinesfalls ganze Sätze vorbereiten. Das würde verhindern, adäquat auf das Gegenüber zu reagieren. Aber das ist ein anderes Thema, zu dem im März ein neuer Blogbeitrag erscheinen wird.

Authentische Antworten geben nicht jene Bewerberinnen und Bewerber, welche alles toll finden, sondern jene, welche Reflexionsfähigkeit beweisen. Wer eine Antwort auf die Frage „Welche Aufgaben übernehmen Sie, weil Sie es müssen, und nicht, weil Sie es unbedingt wollen?“ hat, kann sicher sein, gut vorbereitet zu sein.

Elena Mpintsis ist freischaffende Schauspielerin, Sprecherin und Sängerin.
www.mpintsis.ch

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