Irgendwann hatte man sich bewusst für den Job oder das Projekt entschieden, war der Ansicht, die tägliche Arbeit würde mit der Persönlichkeitsstruktur, den eigenen Werten und Talenten übereinstimmen. Doch plötzlich schleicht sich dieser unerwünschte Gedanke ein: Was mache ich hier eigentlich?

Der Mensch nimmt ständig Rückmeldungen vom Arbeitsumfeld auf und passt die eigene berufliche Identität an, um Diskrepanzen zwischen dem Selbstbild und den kollektiven Werten zu minimieren beziehungsweise Erwartungen zu erfüllen. Eine Angleichung findet statt. Zunächst ein normaler Prozess, der als identity work bezeichnet wird. Hat sich der innere Bezug zur täglichen Arbeit verabschiedet oder ertappt man sich selbst dabei, sich „die Sinnfrage“ zu stellen, sollte eine Auseinandersetzung mit dem Thema erfolgen. Erfolg ist nicht gleichzusetzen mit Erfüllung.

Hand aufs Herz: Ziehen Sie Alternativen in Betracht? Oder befinden Sie sich sogar bereits in einer Veränderungsphase? Dann können Ihnen folgende konkrete Hinweise helfen, sich selbst entsprechend der eigenen Richtlinien und Werte wiederzufinden oder neu zu erfinden.

1. Schritt: Was will ich wirklich?

Um herauszufinden, welche Ihre wahren beruflichen Bedürfnisse, Motivationen und Ziele sind, empfehlen wir einen kurzen Fragebogen, den Sie auf der Website vom Institut für Angwandte Psychologie IAP ausfüllen können. Mit ein paar Klicks (45 Fragen) erhalten Sie wertvolle Hinweise zu Ihrer Karriereorientierung: Was ist mir wirklich wichtig? Was treibt mich an? Was ist für mich erstrebenswert? Sie müssen sich lediglich kurz registrieren und erhalten im Anschluss sofort die Ergebnisse. Hier geht es zum Fragebogen Erfassung der Karriereorientierung von Edgar Schein.

2. Schritt: Identity Play

Haben Sie Hinweise zu Ihrer Karriereorientierung erhalten? Im zweiten Schritt empfehlen wir Ihnen, sich aktiv mit alternativen Karrieremöglichkeiten auseinanderzusetzen, die zu Ihren beruflichen Bedürfnissen passen:

  • Teilnahme an Kursen/Weiterbildungen/Veranstaltungen
  • Realisieren von Wochenendprojekten/Mitarbeit an Projekten
  • Arbeitsproben/Jobshadowing
  • Rollenspiele/Simulationen
  • Gespräche/Diskussionen
  • Aufsuchen neuer Netzwerke/Anschluss an neue Gruppen
  • Beobachten von Rollenmodellen
  • Coaching/Mentor

 

Identity play ist das Kreieren und Testen provisorischer beruflicher Alternativen bzw. das „Spiel mit Alternativen“. Dies kann – je nach Neigung – in unterschiedlichen Formen erfolgen und ein äusserst kreativer Prozess sein.

 

Für ein erfolgreiches identity play sind folgende Aspekte wichtig:

Agieren Sie aktiv und vermeiden Sie die rein gedankliche Auseinandersetzung mit der eigenen beruflichen Identität. Lediglich die aktive Auseinandersetzung mit möglichen beruflichen Alternativen führte laut unseren Untersuchungsergebnissen aus dem Jahr 2017 zu mehr Klarheit.

Ein Beispiel (aus der Studie „Arbeitslosigkeit als Chance. Identity play nach Jobverlust“): Frau M. berichtete vom Wunsch, Sprachkurse für Migranten anbieten zu wollen. Sie setzte sich intensiv mit dem Migrationsthema auseinander und besuchte den Kurs zur Erwachsenenbildnerin, den sie schon immer machen wollte. So konnte sie „im Tun“ herausfinden, ob dies eine neue berufliche Identität für sie darstellen könnte. Zudem erweiterte sie ihr Netzwerk mit Menschen, die sich für ähnliche Themen interessieren.

Achten Sie darauf, dass die Aktivitäten in einem (sozialen) Rahmen stattfinden, welcher Ihnen Sicherheit bietet und in dem Sie sich wohlfühlen. Psychologische Sicherheit zeigte sich in unserer Studie als Voraussetzung für einen gelingenden Prozess.

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg! Wenn Sie bei der beruflichen Identitätsentwicklung Unterstützung benötigen, sind wir gerne für Sie da.

Zur vollständigen Studie zum Thema identity play inklusive Literaturliste kommen Sie hier.
Fragebogen: Schein, E. H. (2006). Career Anchors Self-Assessment, 3rd Edition. San Francisco, CA: Pfeiffer.

 

 

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